Über Schritte auf dem Weg der Heilung in Craniosacral-Behandlungen
(aus Newsletter 4/2024)
Im Folgenden fasse ich auf eine neue Weise Schritte auf dem Weg der Heilung in craniosacralen Behandlungen zusammen.
1. Sammeln und Ausrichten
Der erste Schritt ist, uns selbst zu sammeln und auszurichten, z.B. indem wir uns auf unsere eigene Mittellinie oder auf einen anderen Platz besinnen, wo wir gut bei uns selbst sind und mit dem Universellen bzw. dem „Atem des Lebens“ verbunden sind, und uns dort innerlich einfinden.
2. Rezeptiv Lauschen
In der Regel sind unsere Hände die wichtigsten Organe für dieses rezeptive Lauschen, aber wir lauschen auch mit anderen Sinnen und unserer ganzen Präsenz. Und das ist auch ohne die Berührung mit unseren Händen möglich.
Ich verwende das Wort „Lauschen“, weil das Hören der rezeptivste unserer Sinne ist und das ganz aufmerksame Zuhören (=Lauschen) am besten auf Qualität unserer Wahrnehmung hinweist. Wir suchen nicht nach Eindrücken und Informationen, sondern sind einfach offen dafür, dass sie zu uns kommen.
3. Wahrnehmen
Wahrnehmungen verschiedenster Art kommen dann ganz von selbst zu uns. Das können körperliche/strukturelle Wahrnehmungen sein oder energetische/emotionale Wahrnehmungen oder auch ganz andere Wahrnehmungen sein.
4. Annehmen
Ganz wichtig ist, dass wir allem, was sich uns zeigt, mit einer annehmenden Haltung begegnen, ohne die geringste Wertung. Annehmen heißt aber auch, dass wir unsere eigene Wahrnehmung zumindest als „Arbeitshypothese“ annehmen, d.h. ihr vertrauen und weiter unvoreingenommen lauschen.
5. Verstehen
Ganz von selbst stellt sich in uns ein Verständnis ein, wie diese Stelle, der wir mit unseren Händen lauschen bzw. dieses System oder dieser Mensch organisiert ist.
6. Was ist gebraucht?
Dann sind wir einfach mit der inneren Frage da: Was ist gebraucht, für diese Stelle, dieses Muster, dieses Thema, dieses System oder diesen Menschen? Wenn wir einfach nur aufmerksam und rezeptiv mit dieser Frage präsent sind, fließen uns von ganz alleine Antworten zu bzw. unser eigenes System stellt sich von alleine so ein, wie es gerade gebraucht ist.
7. Heilsamen Kontakt zukommen lassen
Meistens geschieht auch dieser Schritt ganz von selbst durch unsere eingestimmte Präsenz. Manchmal sind jedoch auch verbale Interventionen oder aktive strukturelle Techniken gebraucht. Dann bringen wir diese zur Anwendung, wie auch immer dies dann konkret aussieht.
8. Transformation
Ist der heilsame Kontakt gelungen, beginnen sich unweigerlich Dinge zu wandeln. Meistens macht sich dies zuerst auf einer energetischen oder emotionalen Ebene bemerkbar. Dies direkt wahrzunehmen und zu begleiten, ist eines der schönsten Geschenke für uns selbst in unserer Arbeit.
9. Neu-Organisation
Das Gewebe und das Energiesystem unseres Klienten bzw. unserer Klientin organisiert sich neu, was sich auf vielfältige Weise bemerkbar machen kann und stets mit mehr Lebendigkeit und Freiheit einhergeht. Dies begleiten wir einfach mit unserer eingestimmten und wertschätzenden Präsenz.
10. Integration
Wenn die Phase der Neu-Organisation vollendet ist, wird es meistens ruhiger. Damit sich ein neuer Zustand setzen und stabilisieren kann, ist es ist ganz wichtig, dem Raum zu geben, ohne gleich mit etwas Neuem weiterzumachen. Dadurch werden die gewonnenen Veränderungen nachhaltiger.
11. Neu-Orientierung
Dieser Schritt ist nicht immer erforderlich, aber gerade bei größeren oder tiefer gehenden Veränderungen ist er unverzichtbar. In der Phase der Zurückkommens, beim Kontaktmachen mit der Außenwelt begleiten wir unsere Klienten, damit auch dieser Schritt bewusst und achtsam vollzogen wird ohne gleich in alte Automatismen zu verfallen. Hat sich in uns etwas verändert, erleben wir auch die Außenwelt anders und treten anders mit ihr in Beziehung. Es wäre äußerst schade, wenn unsere Klient/innen beim Zurückkommen gleich in alte Automatismen verfallen würden.
Diese Aufstellung ist nicht unbedingt identisch mit dem Ablauf einer Sitzung, denn gerade die Schritte 1-10 oder zumindest die Schritte 2-9 werden sicherlich in den meisten Sitzungen, die wir geben, vielmals durchlaufen.
Gerade die Schritte 2 bis 6 hängen eng zusammen, gehen direkt ineinander über bzw. sie überlappen sich oder werden manchmal sogar mehrfach kurz hintereinander auf immer tieferen Ebenen durchlaufen. Für erfahrene Praktizierende benötigt es manchmal für die Schritte 2 bis 6 zusammen nur wenige Sekunden.
Ich hoffe, es ist dennoch hilfreich, diese einzelnen Elemente, die so eng miteinander zusammenzuhängen, auseinanderzuziehen und sie kurz einzeln zu besprechen.
Ich weiß, in dieser Zusammenstellung schreibe ich nichts wirklich Neues. Über viele der einzelnen Punkte oder auch über Teile dieser Zusammenstellung habe ich im Buch „Craniosacrale Heilkunst“ oder in Seminarunterlagen zum Teil sehr viel ausführlicher geschrieben.
Neu ist nur die Art der Zusammenfassung. Ich hoffe, sie gibt Dir ein Stück Klarheit und Inspiration …