Schule für CranioSacral Healing

ganzheitliches Lernen seit 1994

Blogartikel über Weite und Details

aus Newsletter 2/2019

Craniosacral-Arbeit lebt von Details. Schon Dr. Still sagte einmal: „Es sind die kleinen Dinge, die die großen Dinge sind in der Wissenschaft der Osteopathie.“ Kenntnis von anatomischen Details und die Fähigkeit, mit den Händen strukturelle wie energetische Details wahrnehmen und auf sie eingehen zu können, sind absolut wesentliche Elemente jeder Form von Craniosacral-Arbeit.

Ganz wichtig ist jedoch, wie wir auf Details eingehen. Entscheidend dafür, dass wirklich Heilung geschieht, ist, dass wir dabei niemals den weiten Raum verlieren. Denn er ist es, der heilt. In der Weite selbst liegt Gesundheit, Stille, Weisheit, echte Sicherheit, Essenz. Weite bietet den Raum, der alles andere beinhalten kann.

Bei fast allen heilungsbedürftigen Details, die sich uns zeigen, seien sie struktureller oder energetischer Natur, liegt irgendeine Form von Kontraktion, von Enge, vor. Die einzige Ausnahme ist die traumatische Dissoziation, bei der eine Kontraktion nicht unbedingt vorliegen muss. Aber gerade hier ist eine Menge Weite und respektvoller Raum gebraucht, damit die heilsame Re-Assoziation beginnen kann.

In jedem Fall geht es im Grunde darum, die Qualität der Weite zu all den Details zu bringen, auf die wir uns beziehen. Weite erlöst die Details in Not. Dafür müssen wir sie innerhalb dieses weiten Raums halten. Es braucht zwar keine Anstrengung, aber oftmals etwas Zeit und viel aufmerksames und zugleich müheloses Engagement, um unser Wahrnehmungsfeld so einzustellen, dass wir wirklich all die Details, auf die wir uns beziehen wollen, genau halten können, ohne die erlösende Weite zu verlieren. Gelingt uns dies, beginnen unweigerlich die inneren Selbstheilungskräfte zu arbeiten, meistens sofort und deutlich. Weite ist die Voraussetzung dafür, dass die Weisheit des Systems sich zeigen und entfalten und dass Heilung geschehen kann.

Oft wird es dann unnötig, aktive Techniken auszuführen. Oder zumindest zeigt sich dann von selbst ganz deutlich, welches Detail welche aktive Technik gebrauchen könnte.

Sind wir sehr auf die Arbeit mit speziellen, detaillierten Techniken ausgerichtet, besteht die Gefahr, dass wir zu sehr an den Details hängen bleiben und den weiten Raum verlieren. Dann verlieren wir den gefühlten Kontakt zur inneren Gesundheit, zum Atem des Lebens ‒, und trotz größerer Mühe geschieht weniger Heilung.

Bleiben wir jedoch in einem weiten Wahrnehmungsfeld verankert, kommen wir oftmals mit erstaunlich wenigen Griffen und aktiven Techniken innerhalb einer Sitzung aus. Zugleich wird unsere Arbeit immer detaillierter und auch auf der symptomatischen Ebene immer effizienter. Es reicht eben oft aus, die Details auf heilsame Weise in unsere eingestimmte Wahrnehmung einzubeziehen, damit die Heilung bei ihnen in Gang kommen kann.

Und geht es selbst bei strukturbezogener Cranio-Arbeit letztlich nicht darum, zu helfen, dass sich die Essenz, der Atem des Lebens, die innere Gesundheit wieder voll und in allen Details und Aspekten des ganzen Systems entfalten und frei ausdrücken kann? Die innere Gesundheit ist untrennbar mit Weite verbunden und kann nur in Weite erfahren werden. Warum sollten wir uns auf dem Weg von dem abschneiden, worum es eigentlich geht? Der Weg ist das Ziel, wie es so schön heißt. Haben wir nicht alle schon erfahren, wie es ist, wenn wir irgendwelchen Zielen nachjagen, ohne auf die Erfahrung, die wir eigentlich suchen, ausgerichtet und mit ihr verbunden zu bleiben? Entweder wir erreichen nicht das, was wir wollen, oder selbst wenn wir ein Ziel erreichen, erfahren wir nicht das, was wir eigentlich gesucht haben. Wollen wir wirklich den gleichen Fehler mit dieser wundervollen Arbeit machen? Craniosacrale Heilarbeit ist ein einzigartiges Feld, um ständig in unmittelbaren Kontakt mit der Weisheit und mit dem heilenden Geschehen zu sein. Und das ist nur mit Weite möglich. Uns zu sehr auf die Details zu fokussieren, hieße, völlig unnötig davon abzukommen.